Frisch verliebt zu sein ist auch deswegen so etwas herrliches. Wenn die Schmetterlinge im Bauch Purzelbäume schlagen und das Herz Achterbahn fährt, dann spürt man erst, wie lebendig man wirklich sein kann.
Umso härter trifft einen dann, wenn man bemerkt, dass der oder die andere doch nicht so perfekt ist, wie gedacht. Aber nicht viele trifft es so hart, wie die Geschichte von Sebastian. Denn er musste herausfinden, dass seine neue Freundin ein Doppelleben als Luxus Escort führt.
Wenn Vertrauen auf eine schwere Probe gestellt wird
Die beiden waren seit wenigen Monaten zusammen, haben sich kennengelernt und fingen an ihren ersten gemeinsamen Urlaub miteinander zu planen. Da gab sich Sebastians Freundin einen Ruck und erzählte ihm von ihrem Nebenerwerb.
Während sie sich ihm hoffnungsvoll anvertraute, war er schockiert. Sie verstand es, als er sich zurückzog. Das Date endete dann deutlich früher als geplant – aber über die Nachricht, dass seine Freundin mit Sexarbeit ihr Geld verdiente musste erst einmal verdauen.
Jetzt verstand er auch so eine ganze Menge mehr über sie. Zum Beispiel warum sie soviel Geld hatte. Oder so unglaublich gut im Bett war. Alles machte auf einmal Sinn.
Aber wie sollte er es aushalten, dass sie Sex mit zahllosen anderen Männern hatte. Nicht nur gehabt hatte, sondern auch hatte, während er schon mit ihr zusammen war? Er gab sich einen Ruck und beschloss, seine neue Liebe nicht direkt aufzugeben, sondern zuerst mit ihr das Gespräch zu suchen und all seine Fragen herauszulassen. Er bat sie um ein weiteres Date, warnte sie, dass er viele Fragen hatte. Das überraschte sie nicht.
Liebe, Treue und Toleranz oder feste Moralvorstellungen?
Er erinnerte sich daran, wie gern er seine Zeit mit ihr verbrachte und wollte das auch nicht verlieren. Er wollte wissen, warum sie diesem Beruf nachging. Wie es für sie war, mit all diesen Männern zu schlafen, was das für sie über Treue aussagte.
Dankbar für sein Verständnis nahm sie sich viel Zeit und beantwortete seine Fragen offen und ehrlich. Sie beide wussten, es entschied sich jetzt, ob es mit ihnen beiden etwas werden würde.
Sie hatte den Job als Escort als Studentin angefangen, als sie dringend Geld brauchte. Denn ihre Familie unterstützte sie nicht und irgendwann war ihr Auto kaputt. Da musste schnell Geld her, weil sie auf das Fahrzeug angewiesen war. Da sie auch vorher schon als Aktmodell gearbeitet hatte, hatte sie kein Problem damit nackt zu sein. Und nach den ersten bezahlten Daten war es kein Problem mehr für sie emotionale Distanz bei körperlicher Nähe zu wahren. Sie fühlte sich ein bisschen wie eine Therapeutin, deren Patienten ihr von ihren Sorgen und Nöten erzählte, sie aber nicht mitfühlte.
Sie hatte Sex mit vielen Männern, aber fühlte zu diesen keinen Verbindung. Mit Sebastian war das anders. Er erfüllte ihr, was ihr Sex mit ihren Kunden nicht gab. Er war für sie da.
Er fuhr mit seiner Freundin in den Urlaub und bereute es nie. Sexarbeit ist, wenn sie freiwillig erfolgt, auch nur Arbeit. Gesellschaftliche Akzeptanz freiwilliger Sexarbeit wird nur dafür sorgen, das Opfer von Menschenhandel sich irgendwann nicht mehr davor fürchten müssen, Hilfe anzunehmen. Und Treue in einer Beziehung, das ist für ihn das Wissen, dass seine Freundin immer für ihn da ist – und er für sie.