In den digitalen Wandel investieren Finanzdienstleister im Durchschnitt rund fünf Prozent ihres Umsatzes – in welche Bereiche dabei im Detail investiert wird, können Anleger jedoch oft nicht nachvollziehen. Um die Fortschritte beurteilen zu können, fehlen außerdem verlässliche Kennzahlen.
Das Problem mit der Kommunikation
Zweifel bestehen zudem an dem Verhältnis von Nutzen und Kosten, wenn große Summen in innovative Technologien investiert werden. Viele Anleger sind der Meinung, dass die Strategien, welche die Unternehmen hinsichtlich der Digitalisierung verfolgen, zukünftig kaum erfolgreich sein werden. Für glaubwürdig und klar formuliert halten die Pläne der Finanzinstitute nur die wenigsten Anleger. Nahezu alle Banken in Europa nutzen in ihrer externen Kommunikation zwar den Begriff der Digitalisierung, allerdings wird dieser in den Research-Berichten dann nur selten wieder aufgegriffen.
Die Regulierung und die makroökonomischen Faktoren sind im Bankensektor von Europa schätzungsweise für 75 Prozent des Wertverfalls verantwortlich. Neue Wettbewerber, wie Bigtechs oder Fintechs, sind daran nur in geringerem Maße beteiligt. Allerdings konnten die modernen Tech-Unternehmen die Traditions-Bankhäuser bereits hinsichtlich ihres Wachstums abhängen, wodurch der Druck in der Finanzbranche erhöht wird. Oft können sie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis vorweisen, welches doppelt so hoch ist, wie das der herkömmlichen Banken.
Konsequente Digitalisierung nötig
Auch in Zukunft ist kaum zu erwarten, dass die Banken bei den aktuellen Herausforderungen mit einer Entlastung rechnen können. Selbst, wenn das Zinsniveau auf lange Sicht wieder ansteigt, muss von den Finanzinstituten bereits heute die Basis für kostenoptimierte und effiziente Prozesse etabliert werden. In den kommenden Jahren werden ebenfalls die regulatorischen Anforderungen weiterhin steigen, wodurch die Banken gezwungen werden, eine konsequente Digitalisierung ihrer IT-Systeme, Prozesse und Produkte vorzunehmen.
Zukünftig ist davon auszugehen, dass im Kundengeschäft komplexe Anforderungen noch immer zusammen mit einem Kundenberater angegangen werden, der Vertrieb und die Abwicklung von Standardprodukten ist allerdings zum größten Teil über digitale Angebote und Plattformen möglich. Banken müssen daher der existenziellen Herausforderung entgegentreten, den digitalen Wandel operativ und strategisch zu gestalten.
Optimierte Steuerung der Mittel für den digitalen Wandel
Das bedeutet, dass auch zukünftig Investitionen in den digitalen Wandel getätigt werden müssen. Allerdings bereitet das Lenken der Investitionen in die Felder mit einer strategischen Priorität den Unternehmen aktuell noch Probleme. Nahezu die Hälfte der finanziellen Mittel für die Digitalisierung werden in die Sicherstellung von obligatorischen Regularien investiert. Es braucht daher eine strategische Kombination aus wirtschaftlichem Nutzen und einer klaren Zukunftsvision.
Die Investition in sogenannte Copycat-Technolodien sollte dazu von den Finanzinstituten vermieden werden. Diese bringen nämlich nur einigen Unternehmen einen wirklichen Vorteil, aber längst nicht allen. Außerdem sollte sich auf eine kleine Auswahl an Projekten mit einer guten, aber mittleren Ausstattung fokussiert werden. Welche Produktivitätssteigerung von einer Investition in eine neue Technologie erwartet werden kann, muss dabei im Vorfeld klar definiert sein. Eine Optimierung der Werkzeuge zur Steuerung und Bewertung der jeweiligen Veränderung ist ebenfalls vorzunehmen.
Darüber hinaus ist es essentiell, die externe Kommunikation zu verbessern, damit es für die Anleger besser nachvollziehbar wird, welchen Einflussfaktoren die Entwicklung unterliegt. So können sie die Fortschritte, die langfristig erzielt werden, verfolgen und verstehen.